Einhard, Berater und Biograf Karls des Großen, hat ihn von je her fasziniert. Und mit seinem Buch „Einhard – ein Universalgelehrter. Leben und Wirken bis in unsere Zeit“ hat Horst Schur (Olfen) sich selbst das größte Geschenk bereitet. Dieses möchte der wissbegierige Ex-Landrat gerne mit Gleichgesinnten teilen. Den Auftakt dafür macht eine Buchvorstellung im historischen Rathaus.

Horst Schnur (Jahrgang 1942), der einer breiten Öffentlichkeit auch über seine Amtszeit als Landrat des Odenwaldkreises in den Jahren 1991 bis 2009 hinaus bekannt geworden ist durch seinen unermüdlichen Einsatz für den ländlichen Raum, knüpft beim Thema Einhard an seine Gymnasialzeit in Michelstadt an. Im Stadtteil Steinbach befindet sich die nach dem Gelehrten benannte Basilika. „Sie hat für die Kunstgeschichte eine besondere Bedeutung, weil sie in ihren sämtlichen Hauptteilen noch erhaltene oder erkennbare Architektur der karolingischen Zeit darstellt, die an die römische Antike anknüpft“, sieht Horst Schnur einen Beleg, der für ein Format eines Weltkulturerbes spricht. Für die Erhaltung der Basilika wurde inzwischen viel Geld ausgegeben. Als Horst Schnur 1960 mit seinen Lehrern Friedrich Mößinger und Wolfram Becher im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Heimatkunde zum ersten Mal vor dem Gebäude gestanden hat, sah dies alles noch ganz anders aus. „Vorgefunden haben wir einen Bauernhof mit Heuwagen und landwirtschaftlichen Geräten inmitten angrenzender Gärten mit Gartenhütten, Obstbäumen und Strauchwerk. Der karolingische Bau war in dieser Zeit nicht wertgeschätzt und lediglich eine Scheune im alten Gemäuer“, erinnert sich der Autor. So war auch noch in der Zeit des geschichtsbewussten und archäologisch interessierte Grafen Franz I. zu Erbach-Erbach die Rede von der Klosterkirche. Als solche betitelten auch 1820 die Maler Friedrich Gerhard Wahl und der Hofmaler Christian Wilhelm Karl Kehrer ihre Gemälde vom verfallenen Bauwerk.

Der junge Horst Schnur ließ das Thema nicht los und beschäftigte sich fortan mit dem Leben Einhards (geboren um 770; gestorben 840) als Bauherrn und sammelte Dokumente und Forschungsergebnisse, die er auf seine Weise zusammengestellt und mit Fragen angereichert hat. „Es ist erstaunlich, wie viele Dokumente aus Einhards Lebensepoche noch vorhanden sind und von wissenschaftlich gebildeten Forschern ausgewertet werden und die im Vergleich von Original und Kopie sehr wohl Formen der Ergänzungen oder absichtliche Fälschungen fachlich bewerten können“, führt der Autor in das Thema ein. Der Leser erfährt, weshalb er Einhard die Fähigkeiten eines Universalgelehrten zuschreibt.

Die Rede ist von einem Kunstgelehrten als auch Künstler, Architekt und Bausachverständiger, Mathematiker und Naturwissenschaftler, theologisch Gebildeter und Ökonom, umfassend gebildeter Berater und Diplomat, Schriftsteller und Poet der antiken Formensprache. Auch war Einhard Laienabt von sieben Klöstern und wirkte als religionskundiger Zeitgenosse seiner Kaiser Karl des Großen und Ludwig des Frommen, aber auch als Geschäftsmann und gewinnorientierter Kaufmann, dies „in verbrämter Bescheidenheit, die sich hinter religiösen und reichspolitischen Bedeutungsformen versteckte“, wie Horst Schnur es beschreibt.

Ein Blick in das umfangreiche Inhaltsverzeichnis verrät, dass Horst Schnur nichts ausgespart hat. Der Leser erfährt einiges über die Persönlichkeit und Herkunft Einhards und seiner Frau Emma, Einhards Wirken und Bedeutung am Hofe Karls des Großen in Aachen, die Schenkung und Beschreibung der Mark Michelstadt und die Tätigkeit als Laienabt in seinen sieben Klöstern. Es folgt die Beschreibung seiner wirtschaftlichen Verhältnisse und sein Interesse am Bergbau im Odenwald und der Gießereitechnik und Zierkunst, der Bau der Basilika durch langobardische Baumeister und die Überführung der Reliquien aus Rom nach Steinbach. Schließlich geht Horst Schnur auf die Sagen- und Legendenbildung von Einhard und Emma ein, dem literarischen Schaffen und Opernkompositionen bis in unserer Zeit. Sogar Wilhelm Busch soll sich 1864 in einer Zeichnung damit befasst haben.

Angaben zum Buch:

Horst Schnur stellt sein neues Buch „Einhard – ein Universalgelehrter. Leben und Wirken bis in unsere Zeit“ am Dienstag, 10. Dezember, um 17 Uhr im Saal des historischen Rathauses von Michelstadt vor. In das Thema einführen wird die Historikerin Antje Vollmer (Würzberg). Das reichlich bebilderte Buch umfasst 216 Seiten und wurde im Eigenverlag herausgegeben. Produziert wurde das Buch in Fadenbindung mit Schutzumschlag im DIN A 4-Format. Erhältlich ist es im örtlichen Buchhandel für 34,80 Euro. Die ISBN lautet 978-3-942215-16-9.

Ähnliche Artikel