Krimi-Vorstellung „Der Seelensammler vom Odenwald“

Vielschreiber, begeisterter Krimileser und bühnenerfahrener Humorist: Was liegt da näher, als den Einstieg in dieses Genre zu wagen, das der Autor selbst so sehr mag? Die Rede ist von Michael Lang (57), seit etlichen Jahren freier Echo-Mitarbeiter und geschätzter Kolumnist, der jetzt mit „Der Seelensammler vom Odenwald“ seinen ersten Kriminalroman vorgelegt hat. 

Über ein Jahr hat er bis ins kleinste Detail recherchiert, einen befreundeten Mediziner und einen Kriminalpolizisten einbezogen und viel Zeit und Mühe bis zur Veröffentlichung investiert. Vom Ergebnis überzeugt zeigte sich der Mainbook Verlag aus Frankfurt, der Anfang dieses Monats das Buch in einer Paperback-Ausgabe auf den Markt gebracht hat. Es ist nicht der erste Odenwald-Krimi, der auf der Erfolgswelle der Lokalkrimis mitschwimmen möchte. Aber „Der Seelensammler vom Odenwald“ hebt sich von den bisherigen dadurch ab, dass der Autor nicht nur hier geboren und aufgewachsen ist, das für einen Odenwälder Typische mit der Muttermilch eingesogen hat, sondern dies auch wie kein anderer zu beschreiben versteht. Dabei gefällt der sichere und packende Stil des Autors. Michael Lang nimmt seine Leser ungeschminkt und ohne Rücksicht mit in die Untiefen der dunklen Seiten eines Landstrichs, der sich gerne als Refugium im Kampf gegen eine sich allzu schnell wandelnde Welt präsentiert. Für seinen Krimi hat er als Tatorte in dieser Form nicht mehr vorhandene Plätze seiner Kindheit und eine scheinbar vom Wandel der Zeit verschonte Naturidylle gewählt. Hier ist es die Stammtischszene im Dorf, dort die vor Heuchelei strotzende Selbstbeweihräucherung, die seine über die Geografie hinausgehenden Ortskenntnisse bestätigen. 

Im Mittelpunkt steht Kriminalhauptkommissar Karl Kunkelmann, der mit seinem Beruf eigentlich schon abgeschlossen hat. Im Kurzurlaub erfährt er vom Tod eines Mädchens, das auf grausame Weise ritualmäßig an ein christliches Kreuz genagelt und in einem fast vergessenen Keller des Bad Königer Güterbahnhofs aufgefunden wurde. Wer die Allgäu-Krimis der Erfolgsautoren Klüpfel und Kobr kennt und liebt, darf sich auf eine Odenwälder Variante freuen, wenn es darum geht, den Ermittler auf seiner Spurensuche zu begleiten. Mit feinsinnigem Humor beschreibt Michael Lang dessen Begegnungen mit dem katholischen Pfarrer, rumänischen Gastarbeitern und dem gemeinen Volk. Der Druck der lokalen Presse, die die Angst vor einem Serienmörder transportiert, tut ihr Übriges, um die Spannung zu steigern. 

Zwischen den Zeilen wird deutlich, dass Langs bissige Ironie nichts ausspart, dass ihm nichts schlimmer ist als Fremdenfeindlichkeit, Homophobie und ein überbordender Gottesglaube. Im Krimi hat die Humanität ein großes Gewicht. „Ich mag keine Extreme und schätze die Toleranz“, fügt er seiner Botschaft hinzu. Unter der Rubrik Lokalkrimi verbucht Michael Lang auch die Einbindung von Personen von Rang und Namen, welche Regionalgeschichte geschrieben haben. Augenzwinkernd stellt er klar: „Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind selbstverständlich rein zufällig.“

Auf die Idee, einen Krimi zu schreiben, ist er übrigens wegen zweier Paar Schuhe gekommen. Die Moonboots und Birkenstocks sind in die Geschichte eingeflossen. Ein Freund wurde tatsächlich in der Polizeischule wegen dieser im Falle einer anstehenden Täterverfolgung unmöglichen Treter abgemahnt. Daraufhin hat er den Dienst quittiert. Wie gut, dass sein Wissen Pate gestanden hat beim „Seelensammler vom Odenwald“. 

Angaben zum Buch:

„Der Seelensammler vom Odenwald“ von Michael Lang ist als Taschenbuch im Mainbook Verlag erschienen und umfasst 242 Seiten. Die ISBN lautet 978-3-947612-598. Es ist im Buchhandel für 12 Euro erhältlich.

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