Graf Raimund zu Erbach-Fürstenau hätte seine Freude daran gehabt. Denn das fertige Werk bekam das am 2. September 2017 im Alter von 66 Jahren verstorbene Oberhaupt des fürstenauischen Grafenhauses nicht mehr zu Gesicht. Die Rede ist von einer Forschungsarbeit über die Theaterleidenschaft seines Vorfahrens Graf Albert zu Fürstenau (1787 – 1851), die vor wenigen Tagen in Buchform erschienen ist.
Gemeinsam war ihnen, dass sie beide ihre Freude am Theater hatten, Albert dergestalt, dass er 1825 auf seinem Schloss eine eigene Theatertradition begründete, in der er oft persönlich in der Hauptrolle auf der Bühne gestanden hat. Raimund hat Gefallen daran gefunden, dass Studenten am Germanistischen Seminar der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg in doppelter Hinsicht das Theater in Steinbach wieder zum Leben erweckt haben. Da ist die studentische Theatergruppe Vogelfrei, die vor drei Jahren zum ersten Mal im Schlosshof ein Gastspiel gegeben hat. Am dritten Auftritt, der vor gut einer Woche über die Bühne ging, hatten über 250 Besucher ihr Gefallen daran. Raimund hat die Wiederbelebung der Tradition unter neuen Vorzeichen ebenso gefördert wie die vorausgegangenen Forschungsarbeiten von Studenten in der privaten Bibliothek des Grafenhauses. Für die beiden jungen Autoren Lino Bach und Silas Fobel war es daher keine Frage, sich für die Unterstützung in Form einer Gedenkwidmung an Graf Raimund zu Erbach-Fürstenau dafür zu bedanken. Überschrieben haben sie ihre Forschungsergebnisse über die Fürstenauer Gesellschaftsbühne mit dem Titel „Von Räubern und Almosen“, um in der Unterzeile „Das Liebhabertheater Graf Alberts auf Schloss Fürstenau“ auf die Hauptperson einzugehen.
Auf fast 200 Seiten haben die Autoren die Theaterleidenschaft der Hauptperson zunächst im historischen Kontext der deutschen Theaterszenen des 19. Jahrhunderts betrachtet, um sich im Hauptteil ausführlich mit der Fürstenauer Gesellschaftsbühne zu beschäftigen. Bereits bei der Personenbeschreibung von Graf Albert zeichnet sich dessen starkes Bedürfnis nach Bildung und zeitkritischer Reflexion ab, was auch bei der Auswahl der Stücke eine wichtige Rolle eingenommen hat. Beispielgebend dafür stehe die Aufführung „aufrührerischer“ Stücke wie Schillers „Die Räuber“ in der Zeit des Vormärz, bescheinigen Bach und Fobel ihrem Protagonisten „das Engagement einer besonderen Persönlichkeit“. Albert selbst wird hierzu mit den Worten zitiert: Das Theater „mehr in der Bahn des Gehaltvollen sich bewegen (zu) lassen.“ Im Buch werden Stücke und Mitwirkende ausführlich vorgestellt. Die Autoren sind anhand zeitgenössischer Quellen auch auf den ihrer Meinung nach ambivalenten Charakter Alberts eingegangen und Antworten auf Fragen wie „Inwieweit war das Theater ein Stifter sozialer Integration? Wie sind die bei vielen Aufführungen durchgeführten Almosensammlungen zu bewerten?“ eingegangen. Im Ergebnis haben sie in ihrer Abschlussarbeit für das erste Staatsexamen dank einer akribisch durchgeführten Recherche ein spannend zu lesendes Resultat publiziert, das über ihren eigenen Anspruch, „ein Stück Odenwälder Theatergeschichte für den Leser lebendig werden zu lassen“, weit hinaus geht.
Angaben zum Buch:
„Von Räubern und Almosen – Das Liebhabertheater Graf Alberts auf Schloss Fürstenau“ ist im Renneritz-Verlag Sandersdorf-Brehna erschienen und kostet im Buchhandel 22 Euro. Die Autoren Lino Bach und Silas Fobel haben ihre Forschungsarbeiten über die Theaterleidenschaft des Grafen auf 192 Seiten festgehalten, darüber 29 Tabellen über die erhaltenen Textbücher erstellt und das Buch mit 24 Abbildungen versehen. Das Bild auf dem Umschlag zeigt Albert zu Erbach-Fürstenau, wie Joseph Hartmann ihn 1843 gemalt hat. Das Original befindet sich in der Gräflich-Erbach-Fürstenauischen Verwaltung in Beerfelden. Die ISBN lautet 978-3-940684-29-5.
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