Das deutsche Weintor im südpfälzischen Schweigen-Rechtenberg ist nur knapp einen Kilometer entfernt von der deutsch-französischen Grenze. Gleich dahinter liegt die französische Kleinstadt Wissembourg, die den nördlichen Anfang der Romanischen Straße markiert. Prägende Merkmale des Stadtbilds sind seine malerischen Plätze, Fachwerkhäuser, verschlungene Gässchen und eine weit verzweigte, an mehreren Stellen der Stadt erkennbaren Reste der Stadtmauer. Parks und gepflegte Grünanlagen laden zu einem gemütlichen Bummel durch die Altstadt ein, die auf eine Klostergründung aus dem 7. Jahrhundert zurückgeht. Wer sich aus Richtung Landau kommend dem Zentrum nähert, bekommt bereits auf dem Boulevard de l’Europe mit dem Tour de la Poudrière, einem der noch erhaltenen Türme, einen Vorgeschmack davon geliefert. Der Straße links davor folgend gelangt man zum Place de la Foire, einem zentral gelegenen Parkplatz mit Toilettenanlagen.
Es geht zu Fuß weiter. Kleine Gässchen wie die Rue de l’Agneau oder Rue du Nord führen zur zentralen Einkaufsstraße Rue Nationale. An deren Ende folgen der Place de République und das zwischen 1741 und 1752 im klassizistischen Stil erbaute Rathaus (Hotel de Ville), einem der bekanntesten Werke des Straßburger Stadtarchitekten Joseph Massol.Auffallend sind der dreieckige Giebel und der darüber thronende Uhrturm. Wir gehen die Rue du Marché aux Poissons weiter und treffen am Lauterkanal auf eine der schönsten Plätze der Stadt. Direkt am Ufer lenkt ein mächtiges Bauwerk die Blicke auf sich: Das Salzhaus fällt besonders durch sein mehrstöckiges Dach auf. Errichtet wurde das Maison du Sel 1448 als Hospital; seinen Namen verdankt es der Nutzung als Salzlagerhaus.
Gegenüber stehen die Zehntscheuer und das Ritterhaus aus dem Jahr 1606. Keimzelle der Stadt ist die Abteikirche St. Peter und Paul, die sich nur wenige Schritte davon in der Avenue de la Sous-Prefecture befindet. Sie ist nach dem Straßburger Münster die zweitgrößte gotische Kirche im Elsass. Sie wurde unter Abt Edelin Ende des 13. Jahrhunderts erbaut. Von der romanischen Kirche ist nur noch der viereckige Glockenturm übrig geblieben. Bemerkenswert sind die bemalten Glasfenster, die Fresken und der unvollendete Kreuzgang. 1524 wurde das Benediktinerkloster säkularisiert.
An der Wegegabelung zur Rue du Chapitre steht die ehemalige Dekanei des Stifts von 1784, die heute die Kreisverwaltung (Sous-Préfecture) beherbergt. Wir gehen die Straße nach links weiter, um rechts in die Rue Stanislas einzubiegen. Hier steht das Maison Stanislas, die einstige Residenz des polnischen Königs Stanislas Leszcynski, dessen Tochter König Ludwig XV heiratete. Am Ende der kurzen Straße bekommen wir auf der linken Seite wieder die Zehntscheuer zu sehen. Wir nehmen die Gasse nach rechts (Rue de l’Office Teutonique) und gelangen in ein Viertel mit kleinen, nahtlos aneinander gebauten Häusern. Kleine Brücken führen über die Lauter und laden dazu ein, die Bachseiten wiederholt zu wechseln. Am schönsten ist der Blick vom Schlupf, wie die Brücke unweit des Place du Marché aux Choux bezeichnet wird.
Jetzt ist es nicht mehr weit bis zu den Resten der Stadtmauer (Reparts) aus dem 13. Jahrhundert, die zwischen 1746 und 1748 umgebaut wurde. Auf aufgeschichteten grünen Hügeln verläuft die ehemalige Befestigungsanlage parallel zur Lauter, hinter der ein neueres Stadtviertel an die Altstadt angrenzt. Wer der Wallanlage rechts der Rue de l’Ours folgt, umrundet so von Südwesten her die Altstadt, kommt der Kirche St. Peter und Paul immer näher und überquert die Straße am Maison de l‘Ami Fritz (ehemaliges Gerberhaus von 1550) Dieses diente 1932 als Filmkulisse des verfilmten Romans „L‘Ami Fritz“ von Erckmann-Chatrian. Hier am Porte St. Etienne beginnt der nördliche Teil der Stadtmauer, der es ebenso lohnt abzulaufen. Auf diese Weise bekommt der Betrachter einen schönen Überblick auf die Altstadt von mehreren Seiten. Am Ende steht der Tour de la Poudrière.Schöne Flecken und bedeutende Gebäude reihen sich auch zwischen dem Lauterkanal nahe des Salzhauses und der nördlichen Stadtmauer (Rue du Presbytére) aneinander.
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