Kleine und große Hinweise auf die spannende Geschichte von Speyer
Wer Stadtführer Wilhelm Treutle durch die Innenstadt von Speyer folgt, erfährt weitaus mehr als das, was in gängigen Geschichtsbüchern über Speyer nachzulesen ist. Geschrieben steht dort beispielsweise, dass der Kaiserdom (auch Mariendom genannt) mit seinen beiden 65,6 m hohen, nach Westen ausgerichteten Türmen (die Osttürme sind 71,20 m hoch) die weltweit größte noch erhaltene romanische Kirche ist und seit 1981 zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Bei den aktuellen Feierlichkeiten aus Anlass der 40jährigen Wiederkehr der Domkirche St. Maria und St. Stephan, wie die offizielle Bezeichnung lautet, wird im Stadtbild auch sichtbar, dass Speyer zwischen 1816 und 1945 Sitz der bayerischen Verwaltung der Pfalz gewesen ist. Vieles, aber längst nicht alles dreht sich um die Kathedralkirche der katholischen Diözese Speyer, die am Ende der Maximilianstraße steht. Das historische Stadtbild mit seinen barocken Prachtbauten, wie Speyer sich heute präsentiert, ist dem Wiederaufbau zu verdanken.
1689 haben französische Truppen, mit Ausnahme des Doms, fast alles in Schutt und Asche gelegt. Überstanden hat den Brand der 55 m hohe Turm „Altpörtel“, der im Mittelalter als das westliche Haupttor diente. Im ersten Stockwerk kann die Dauerausstellung über die Geschichte der Speyerer Stadtbefestigung besichtigt werden.
Eines der ersten wiedererrichteten Gebäude war die Dreifaltigkeitskirche. Die Grundsteinlegung für das protestantische Gotteshaus erfolgte 1702. Zum Gottesdienst läuten heute noch die Glocken des benachbarten Läutturms, der im Mittelalter zu der (zerstörten) St. Georgskirche gehörte. Das Geld war sehr knapp und reichte nicht für Marmor, berichtet der Stadtführer. Eine Besonderheit, die bis heute erhalten geblieben ist: Die Empore ist komplett aus Holz. Zum Vorbild der Dreifaltigkeitskirche haben die nach Frankfurt geflohenen Kaufleute sich die dortige Katharinenkirche genommen. Über dem Eingang der Kirche ist im Relief der Mariendom zu sehen, macht der Stadtführer auf eine Rarität aufmerksam. Martin Luther sei nie in der Stadt gewesen, was die Speyerer nicht davon abhielt, sich Lutherstadt zu nennen. Geschichte von großer Bedeutung wurde 1526 geschrieben, als der Reichstag in Speyer tagte, um einen Kompromiss zwischen den evangelischen und katholischen Vertretern zu schließen.
Die Führung führt vorbei an der großen Jakobsfigur, ein Geschenk des Bistums an die Stadt anlässlich ihrer 2000-Jahrfeier im Jahr 1990. Neun Jahre davor hatte der Stadtrat beschlossen, dass Speyer im Jahr 10 v. Chr. gegründet worden sei, scherzt der Stadtführer mit dem Hinweis, dass eine exakte Ersterwähnung strittig ist.
Nur wenige Schritte weiter in Richtung Dom kommen wir an einem barocken Gebäude vorbei, das 1704 als Versicherungsanstalt gebaut wurde. Seit 1960 befindet sich hier der sitz der Stadtverwaltung. Die Figuren auf dem Balkon stehen für Jugend und Fleiß, Industrie, Landwirtschaft und Ackerbau sowie für das Alter. Der Stadtführer macht auf die gebückte Körperhaltung der letzten Figur aufmerksam. Sie richtet dabei den Blick nach rechts unten, direkt hinein in das Büro der Bürgermeisterin.
in paar Worte noch zum Dom. Dass die Königs- und Kaisergräber besichtigt werden können, geht auf Grabungsarbeiten zurück, die von 1900 bis 1906 gedauert haben. Die Kaisergruft befindet sich unterhalb des östlichen Langhausjochs. Als Päpstliche Basilika darf der Dom sich seit 1925 nennen.
Nach dem Tod des letzten salischen Kaisers Heinrich V. wurde die Grablege ein letztes Mal erweitert. Zur Umsetzung der Erweiterung wurde der Boden im Bereich der Grablege um einige Meter erhöht, so dass Heinrich V. über seinen Vorfahren bestattet wurde. Nach Heinrich V. wurden in der Grablege noch Friedrich Barbarossas zweite Frau Beatrix von Burgund mit ihrer Tochter Agnes, Philipp von Schwaben, Rudolf von Habsburg, Adolf von Nassau und Albrecht von Österreich bestattet. (Quelle: Wikipedia)
Was auf dem Domplatz auf den ersten Blick wie ein Brunnen aussieht, ist der sogenannte Domnapf. Er wurde Ende des 13. Jahrhunderts errichtet. Hier verlief ursprünglich die Grenze zwischen der weltlichen und kirchlichen Macht. Polizeilich Verfolgte, die es geschafft hatten, aus der Freien Reichsstadt bis hierher zu flüchten, genossen die sogenannte Dom-Immunität, sobald sie auf dem Hoheitsgebiet des Bischofs gelangten. Wurde ein neuer Bischof eingeführt, musste er die Sandsteinschale mit Wein füllen lassen, woraus kostenlos getrunken werden durfte. Gefüllt wird der Domnapf auch zu wenigen, anderen wichtigen Angelegenheiten. Eine davon war das 2011 begangene 950-jährige Domjubiläum. Aus Hygienegründen wurde eine 1000 Liter fassende Plastikschale in den Napf eingesetzt. Ohne diese passen in den Napf 1580 Liter Flüssigkeit.
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