Was Zahlen so alles anrichten können, zeigte sich jüngst im Stadtparlament von Michelstadt. Jedes Jahr ziehen rund 1000 Menschen in die Stadt und ebenso viele kehren ihr den Rücken. Ein interessantes, weil noch unbekanntes Phänomen mit Potenzial, mutmaßte ein Abgeordneter und wollte mehr darüber wissen, woher die Neubürger kämen. Schließlich tauchte die Zahl im Vortrag vom Landrat auf, der trotz anhaltendem Bevölkerungsschwund dem Odenwald gute Chancen einräumte, sich als attraktive Wohngegend für Menschen aus den Ballungsräumen zu präsentieren. 

Die Hoffnung, den Ausweg aus der Abwärtsspirale gefunden zu haben, war nur von kurzer Dauer. Die Hälfte der Neu-Michelstädter komme aus Erbach und umgekehrt, stellte der Bürgermeister nüchtern fest. Weiter in der Tagesordnung. Dabei lag eine Antwort auf die Zukunftsfragen zum Greifen nahe in der Luft: Was die Politik nicht hinbekommt ist die längst überfällige Zusammenlegung der Nachbarstädte zu einer größeren Einheit. Die Bürger vollziehen es bereits, nur scheinbar unbemerkt, vergehen doch nur gut 30 Jahre, bis jeder Michelstädter einmal in Erbach und jeder Erbacher in Michelstadt gewohnt hat. Jedenfalls rein statistisch.

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