Journalist Manfred Giebenhain legt mit filmischen Ausflugtipps Zeugnis von seinen medialen Möglichkeiten ab – von Gerhard Grünewald
ODENWALDKREIS – Schönheit transportieren, ohne schön zu färben – mit diesem Credo begibt sich der Medienschaffende Manfred Giebenhain (Michelstadt) in ein Metier, in dem es ansonsten vor Schminke nur so pappt. „Ich will nicht irgendwelche Modeziele weiter hochstilisieren, sondern zu Plätzen und Wegen führen, die vielleicht noch nicht so bekannt sind, deren Besuch aber umso mehr lohnt“, sagt der 61-Jährige Inhaber der Agentur „Steinbock“. Eingetragen hat das dem Odenwald, seinen Bewohnern und Gästen eine aus bisher fünf Beiträgen bestehende Filmreihe, die Ausflugsmöglichkeiten jenseits der touristischen Hauptströme vorstellt und damit gerade angesichts der Coronarisiken und ihrer Folgen hohen Nutzwert schafft.
Auf seiner Internetseite und dem verlinkten Youtube-Auftritt zeigt und beschreibt Giebenhain unter dem Titel „Unterwegs auf den schönsten Wegen des Odenwalds“ die Burg Frankenstein mit den Magnetsteinen in Mühltal, das Naturschutzgebiet Reinheimer Teich, die Margaretenschlucht bei Neckargerach, den Hammelbacher Klangwanderweg und den Smartpfad Odenwald. Bei dem handelt es sich zwar um so etwas wie einen großen Familien-Spielplatz, doch verteilen sich die einzelnen Geräte über die gesamte bayerische Nachbarschaft im Landkreis Miltenberg – und damit wohl auch die Leute.
Einer konzentrierten Popularität mögen sich demgegenüber zwar die ersten beiden Destinationen erfreuen, doch die von Giebenhain beschriebene Begegnung mit ihnen lässt sich nicht im Vorübergehen nachvollziehen, sondern erfordert jenes Maß an Muße und Bewusstsein, das der Fast-Mood-Ausflugstourismus nicht kennt. Und schon gar nicht ohne diese Eigenschaften geht es beim Klangpfad, während der Steig durch die Margaretenschlucht ein gewisses Maß an Kletterfähigkeit und Mut voraussetzt.
„Gerade in diesem für den Odenwald einzigartigen Canyon hat sich mein persönliches Ausrüstungskonzept ausgezahlt“, erzählt Giebenhain. Er arbeitet nämlich mit einer modernen Minifilmkamera, die er mittels digitaler Vorrichtung einhändig bedienen kann. „So war es möglich, die Kletterpartie durch die Schlucht praktisch 1:1 auf den Film zu übertragen.“ Gute Erfahrungen mit seiner äußerlich minimalistischen Filmmethode hat Giebenhain auch in der Ereignis- und Unternehmens-Präsentation gemacht: „Wenn mein Equipment nicht groß auffällt, dann geben sich die Menschen viel natürlicher, als dies bei einer sichtbaren Konfrontation mit der Kamera der Fall ist.“ Also entstünden lebensechte und authentische statt gestellter Bilder, „was natürlich die vorherige datenschutzrechtliche Abklärung voraussetzt“, wie Giebenhain weiß.
Mit der multimedialen Event- und Unternehmensbegleitung samt digitaler Aufbereitung hat Giebenhain seiner Agentur „Steinbock“ vor anderthalb Jahren ein weiteres Standbein verschafft, das wegen der Corona-Regeln freilich erst einmal ziemlich im Leeren baumelt. „Das ist vor allem deshalb schade, weil ich hier mit Julian Markert und Moritz Suppe zwei junge Technik-Fachleute mit an Bord habe, die gerne richtig loslegen würden“, sagt Giebenhain, der sich zur Arbeitsteilung bekennt und dabei seinen Part im erlernten Metier sieht. Das ist das Fach Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit, in dem der Michelstädter ebenso auf einem Studienabschluss aufbaut wie in seinem früheren Tätigkeitsfeld der Sozialarbeit und in seinem Berufseinstieg als Industriekaufmann.
Dabei hat es den heutigen Unternehmer schon als jungen Mann zum Journalismus gezogen, wie das Mitwirken an einer heute legendären Michelstädter Alternativ-Zeitung ausweist: Giebenhain schrieb und fotografierte in den Siebzigern und Achtzigern für den „Mitbürger“, der jahrelang den gesellschaftlichen Diskurs jenseits der klassischen politischen und medialen Zirkeln bestimmte, bevor ihm dünne Finanzierung und gewandelter Zeitgeist den Garaus machten. Zurück in den aktiven Journalismus fand der damalige Awo-Mitarbeiter vor 20 Jahren mit zunächst nur gelegentlichen Beiträgen fürs Odenwälder Echo, woraus sich eine umfassende Kooperation entwickelte, als beide Seiten das Zusammenpassen ihrer publizistischen Ansprüche und Möglichkeiten feststellten. So nutzt diese Zeitung nicht nur Giebenhains politisches Know-how, sondern auch seine Kompetenz im Ausflugs- und Reisejournalismus, Liebich schon in einer Reihe von Büchern niedergeschlagen hat. Zunächst noch mit einer Teilzeitbeschäftigung in anderer Sache aktiv, wagte Giebenhain vor sechs Jahren den Sprung in die vollständige journalistische Selbstständigkeit – nicht ohne dafür an einer weiteren Professionalisierung und breiteren Aufstellung seiner Dienstleistung zu arbeiten.
Inzwischen unter „Steinbock“ firmierend, bietet seine Agentur heute praktisch das gesamte Portfolio von der journalistischen Recherchearbeit über das Marketingporträt bis zur Festbegleitung – allerdings unter zwei unverrückbaren Voraussetzungen: Giebenhains Partner müssen sich wie er der Ehrlichkeit verpflichtet sehen – und akzeptieren, dass profunde Medienarbeit ihren Preis hat. Für seine Odenwald-Filmreihe freilich verlangt er diesen nicht: „Diese Arbeiten verstehe ich als Schaufenster beziehungsweise Visitenkarte meines Schaffens“, betont der 61-Jährige, „und als Dienst an meiner Region und ihren Menschen.“
Quelle: Odenwälder Echo 08.01.2021
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