Wallfahrtsort und Jakobsweg: Die Basilika Vierzehnheiligen zieht viele Pilger und Wanderer an.
Wenn Pater Bernhard Braun die Geschichte vom Schäfer Hermann erzählt, wird es immer stiller in der lichtdurchfluteten Basilika Vierzehnheiligen in der Nähe von Bad Staffelstein in Oberfranken. Mehrmals am Tag füllen sich die Bänke westlich des von Statuen und Ornamenten reichlich bestückten Altars mit Besuchern. Nicht wenige von ihnen haben nach tagelangem Fußmarsch hier ihr ersehntes Ziel erreicht. Mit rund 160 Pilgergruppen im Jahr ist die im späten Mittelalter errichtete Basilika nach Altötting der zweitbeliebteste Wallfahrtsort auf deutschem Boden.
Die einst im Jahr 1457 als Kapelle errichtete Wallfahrtskirche blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Auf die Blütezeit der Heiligenverehrung im 15. Jahrhundert folgte der Zorn der Aufständischen während des Bauernkriegs. Erst 18 Jahre nach der Feuerbrunst kam es im Rahmen der Gegenreformation 1543 zum Wiederaufbau des Gotteshauses, das mit der wieder erstarkten Wallfahrtsbewegung im 17. Jahrhundert nicht Stand halten konnte. Streitigkeiten zwischen dem Bamberger Fürstbischof und dem Langheimer Abt ist es zu verdanken, dass erst 1743 Pläne des Würzburger Architekts Balthasar Neumann für einen Neubau zur Umsetzung kamen. Wäre Neumann nicht neun Jahre vor seinem Tod persönlich eingeschritten, stünde der Gnadenaltar heute noch an einer weniger dominanten Stelle im Langhaus. Wohl im Auftrag des Abts oder aus Kostengründen hatte der Baumeister Gottfried Heinrich Krohne die Pläne verändert. Die Einweihung am 14. September 1772 durch den Bamberger Bischof Adam Friedrich von Seinsheim erlebten beide nicht mehr. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts schlossen sich zahlreiche Restaurierungen, vorwiegend der barocken Wandgemälde und der Deckenbilder von Joseph Ignaz Appiani, an.
Die außergewöhnliche Stelle des Gnadenaltars in der Mitte des Gotteshaues diene auch dem Zweck, alle Menschen nach allen Himmelsrichtungen gleichermaßen zu erlösen, erklärt Pater Braun. Vierzehn Heilige sind es, die auf dem zentralen Deckenfresko über dem Altar zusammen mit Maria und den Bamberger Diözesanpatronen Heinrich und Kunigunde zu sehen sind. Die 14 Nothelfer selbst sind mit Gold verzierte ansonsten farblose Statuen rund um den Altar, vom Heiligen Ägidius, dem Beschützer der Hirten und des Viehs, bis zum Heiligen Pantaleon, der mit auf das Haupt genagelten Händen als Helfer gegen Kopfschmerzen dargestellt wird. Wie hat es das auch „Klein-Bethelem“ genannte Fleckchen Erde zwischen Bamberg und Lichtenfels zu so viel Aufmerksamkeit gebracht? Pater Braun, der seit 40 Jahren dem betreuenden Franziskanerorden angehört, erzählt, was sich hier am 17. September 1445 zugetagen haben soll. Besagter Schäfer Hermann soll ein Kind auf dem Acker vorgefunden haben. Als er es aufheben wollte, sei es verschwunden. Das Jesuskind zeigte sich häufiger; am 29. Juli 1446 in Begleitung von 14 weiteren Kindern. „Wir sein die viertzehn Nothelffer und wöllen ein Cappeln haben, auch gnediglich hie rasten, und biß (du) unser Diener sein, so wöllen wir dein Diener wieder sein“, steht es in der Überlieferung. Bis dem Schäfer Glauben geschenkt und an der Erscheinungsstelle ein Altar errichtet wurde, bedurfte es weiterer Erscheinungen und einer wundersamen Heilung einer schwerkranken Frau, für die die Heiligen angerufen wurden.
Auf der anderen Seite des Maintals liegt das Kloster Banz. Dem aufmerksamen Betrachter fällt schon von weitem auf, dass es einen Zusammenhang gibt. In gedachter verlängerter Linie fügen sich beide Gebäude zu einem Kreuz zusammen. Besucher der Basilika sollten es nicht versäumen, anschließend zum nahe gelegenen Felsen, dem Staffelstein, zu wandern. Der gut ausgeschilderte Wanderweg zählt nicht ohne Grund zum Jakobsweg. Nachetwa einer Stunde auf dem Höhenrücken erreicht der Wanderer den Felsrücken, der einen unvergesslichen Blick über das Maintal bietet.
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