Auf die Maare folgt der romantische Lieserpfad 

Auf 314 Kilometern führt der Eifelsteig von Aachen bis nach Trier. Der anspruchsvolle Fernwanderweg überzeugt insbesondere durch seine überwiegend naturbelassenen Wege und Pfade, die durch eine abwechslungsreiche Landschaft und einer Fülle von erdgeschichtlichen Phänomenen führen. Als Aushängeschild dienen die Maare in der Vulkaneifel, die den Schutz der Unesco als Natur- und Geopark genießen. 

Auf dem Weg von der Kreisstadt Daun bis zum Kloster Himmerod (41 Kilometer) streift der Wanderer stellvertretend drei Maare, jene fast kreisrunden Seen, die nichts anderes sind als mit Wasser gefüllte Krater längst erloschener Vulkane. Die ältesten der insgesamt 77 bekannten Maare in der Eifel sind im Käozonikum entstanden; das Eckfelder Maar bringt es auf stolze 44 Millionen Jahre. Geologen gehen davon aus, dass es vor rund einer Million Jahren eine zweite Phase vulkanischer Aktivitäten gegeben hat. Das Gemündener Maar, Weinfelder Maar und Schalkenmehrener Maar, die schon bald nach dem Start in Daun erreicht werden, gehören zu acht nahe beinander liegenden Maaren (Dauner Maare). Fünf oder sechs davon sind erst durch Eruptionen vor 20 000 bis 30 000 Jahren entstanden. Im Unterschied zu Vulkanen im Randbereich von tektonischen Platten sprechen Geologen von Anomalien, wenn weit davon entfernt im Oberen Erdmantel flüssige Gesteinsschmelzen schlummern. Hier ist die Rede von der „Eifelblume“, die in einer Tiefe von 50 bis 60 Kilometern den Erdboden mit einer heißen Zone durchdringt.

Damit nicht genug. Der Geograph und Geobotaniker Michael Breuer macht auf sensationelle Entdeckungen aufmerksam: Im Maarmuseum von Manderscheid sind die Überreste einer trächtigen Urpferd-Stute der Art Propalaeotherium voigtizu sehen, die 1991 bei Grabungen im Eckfelder Maar geborgen wurden. Untersuchungen haben ergeben, dass neben dem Fötus auch Teile der Plazenta erhalten geblieben sind. „Dieses Fossil stellt eine große Seltenheit dar. Der Fund besitzt viele Gemeinsamkeiten mit denen in der Grube Messel bei Darmstadt“, sagt der Experte. Zurück zum Eifelsteig. Zugegeben, aus der Vogelperspektive kommen Ausmaße und Schönheit der Maare am besten zur Geltung. Eine herrliche Rundsicht über die Eifel und den Blick auf das vor ihm liegende Gemündener Maar bietet der Dronketurm, der auf 561 Metern den höchsten Punkt der Etappe markiert. Doch auch auf den folgenden Kilometern laden unterwegs mehrere Aussichtspunkte dazu ein, den freien Blick zwischen dem dichten Baumbestand hindurch zu genießen. Wie von selbst sucht das Auge nach lichten Stellen in dem gegenüberliegenden Waldgebiet. Es ist der Bachverlauf der Lieser, der an mehreren Stellen zum Vorschein kommt. Wie ein All windet sich der Gebirgsbach durch eine schmale Aue, gesäumt von mächtigen Eichen, Buchen und Pappeln. Das Panorama besticht besonders durch die ausdifferenzierten Grüntöne, die der dichte Mischwald mit seinen moosbewachsenen Waldböden hervorbringt. Hier vereinen sich Eifelsteig und Lieserpfad zu einem Weg. Auf engen Pfaden geht es über knorrige Wurzeln, vorbei an schroffen Felswänden und artenreichen Moosböden. Häufig kommt der Gebirgsbach dem Wanderweg bis auf gut 20 bis 30 Höhenmeter entgegen. Unterwegs nähert sich der Wanderer mehrmals dem Gewässer, um über Holzbrücken auf die andere Seite zu wechseln. Mit etwas Glück bekommt er auch Graureiher, eine Schleiereule oder den Steinkauz zu sehen.

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