Bernhard Bergmann

Schreiben ist für mich eine Form von Weltbewältigung. Eine Reaktion auf manches, was von außen andringt, eindringt; manches, freilich nicht alles. Was es ist, da habe ich noch keine Regel bemerkt.

Da ich gerne und viel in Bildern denke, weil sie mir helfen zu sehen, zu verstehen, habe ich auch hierzu ein Bild: Mir gefällt das Wort Eindruck. Was einen Eindruck bewirkt, erbringt auch einen Ausdruck. Wenn ich dieses Wort wörtlich verstehe, dann erhalte ich, wenn ich mir ein formbares Material vorstelle, bei einem Eindruck auf einer weichen Oberfläche auf der anderen Seite einen Ausdruck (oder Abdruck). Wenn der zur Sprache wird, dann kann das ein Gedicht sein. Oder eine andere literarische Form. Oder, bei regelmäßigen Aufzeichnungen, ein Tagebuch. Da gibt es viele mögliche Formen.

Vielleicht besteht die Seele oder zumindest ihre Oberfläche aus einem solchen formbaren Material. Oder, nein, eigentlich ist ja gerade die Seele etwas Nicht-Materielles. Aber womöglich dadurch sogar umso mehr aufnehmend für Eindrücke, formgebend, geeignet für sensible und präzise, lebensweiche Abdrücke.

Literatur ist durch die Seele gegangenes Leben. Eindrücke – Erlebtes, Momente, Stimmungen, Bilder, Augenblicke, Begegnungen – kehren als Worte ins Leben zurück.

Ich will schreibend nicht die Welt verändern. Ich setze mich nicht hin mit dem Ziel, etwas zu bewirken. Sondern ich schreibe vielmehr aus einem Bedürfnis, einer Notwendigkeit heraus. Findet das Gedicht Leser, ist es damit ins Leben zurückgekehrt. Und ist damit selbst die Veränderung, wie Reiner Kunze es einmal definiert hat.

Das gilt für das literarische Schreiben. Als Journalist indessen, im Hauptberuf, habe ich einen anderen Ansatz, einen anderen Ausgangspunkt und eine andere Aufgabe. Da geht es ums Transportieren, ums Erreichen einer Leserschaft, und sehr wohl darum, etwas zu bewirken.

Was beide Bereiche verbindet, ist das Schreiben, manchmal das Sprechen, mithin die Arbeit am und mit dem Wort. Zusammenfasse ich daher beide Bereiche und damit mein Tun unter dem Begriff Wortarbeiter.

Vita

Bernhard Bergmann, geboren 1971, aufgewachsen im Odenwald, studierte Germanistik und Theologie in Darmstadt, Passau und Heidelberg. Er wohnt in Reichelsheim (Odenwald) und ist als Pressereferent der evangelischen Kirche in seiner Heimatregion tätig.

Veröffentlichungen

Zeitlose. Erzählung. Verlag Ellen Schmid, Brensbach 2005
wasser der kindheit. Gedichte. Edition Toni Pongratz, Hauzenberg 2010
pusteblume. Gedichte. Edition Toni Pongratz, Hauzenberg 2013
Unterwegs. Erzählung. édition serpette, epubli, Berlin 2017
Der Geigenkasten. Roman. édition serpette, epubli, Berlin 2018
der glücksbaum. Gedichte. Edition Toni Pongratz, Hauzenberg 2019

Steidls Zeigefinger. Novelle. édition serpette, epubli, Berlin 2019

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